Wissenswertes zu klinischer Hypnose und Hypnotherapie
Hypnose ist aufgrund 6'000 Jahre zurückliegender geschichtlicher Hinweise ein uraltes Heil- und Therapieverfahren. Mit psychologischen Techniken und Ritualen wird eine hypnotische Trance eingeleitet und vertieft; Trance ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der sich vom Alltagsdenken unterscheidet.
In der hypnotischen Trance wird die natürliche menschliche Fähigkeit genutzt, szenische und sensorische Prozesse intensiver zu erleben. Die Aufmerksamkeit wird gebündelt, Gefühle können verstärkt oder abgeschwächt werden und die Zeitwahrnehmung verändert sich. Trance wird als eher unwillkürliches Ereignis erfahren. In Trance ist das Gehirn spezifisch aktiviert, es ist offener für neue Lösungen, unbewusste seelische Prozesse werden zugänglicher. Poesie in der Sprache spricht das Unbewusste besonders direkt an.
Hypnotherapie hat sich zu einem eigenständigen und schulenübergreifenden Verfahren der Psychotherapie entwickelt. Die Effizienz anderer Psychotherapieverfahren (z.B. Verhaltenstherapie) lässt sich in Kombination mit Hypnose nachweisbar und signifikant steigern. In der modernen Hypnotherapie werden die Veränderungen in Trance in anderer Weise genutzt als im Rahmen der klassischen Hypnose.
Neben der erhöhten Suggestibilität ermöglicht Trance einen erleichterten Zugang zum Erleben von Fähigkeiten und Ressourcen zur Problembewältigung und zur Verhaltensänderung, da der/die Klient:in sein/ihr Lösungsverhalten nicht nur denkt, sondern erlebt. In Trance kann er/sie sich angemessen selbstsicher, kompetent und kraftvoll fühlen. Das in der Hypnotherapie aktivierte Können ermöglicht:
- Gefühle zu verstärken oder abzuschwächen
- Verhaltensänderungen zu erleben und einzuüben
- Einstellungen und Haltungen, die Problemlösungen blockieren, zu korrigieren
- belastende Ereignissen (Traumata) und Empfindungen neu zu bewerten und zu verarbeiten
- konstruktive Alternativen zu Suchtverhalten wie Rauchen oder Drogenkonsum zu entwickeln
- körperliche Prozesse zu aktivieren, die eine Heilung fördern
Hauptstrategie der Hypnotherapie ist die konsequente Nutzbarmachung der eigenen Ressourcen in Verbindung mit einer klaren Veränderungsorientierung. Trance ermöglicht die Reaktivierung entwicklungsgeschichtlich älterer Verhaltensweisen zur Klärung von Hintergründen und Konflikten. Darüber hinaus bietet die Anleitung zur Selbsthypnose eine Selbsthilfetechnik, die die Eigenverantwortung stärkt und den therapeutischen Prozess unterstützt und beschleunigt.
Für die meisten Störungsbereiche ist Hypnotherapie sehr gut geeignet, da sich hypnotherapeutische Strategien differenziert auf die jeweilige Störung ausrichten. Ihre Anwendbarkeit umfasst:
- Affektive Störungen: z.B. Depression
- Angststörungen: Phobien, Panikattacken, Zwangsstörungen
- Akute Belastungen, posttraumatische Belastungen, Anpassungsstörung
- Somatoforme Störungen: chronische Schmerzen, Reizdarm, Fibromyalgie, autonome Funktionsstörungen, Hypochondrie, Allergien
- Essstörungen: Essattacken, Bulimie, Anorexie
- Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen: z.B. sexuelle Störungen, Schlafstörungen
- Abhängigkeiten von Substanzen: Rauchen, Alkoholismus, psychotrope Drogen
- Störungen im Kindes-und Jugendalter: z.B. Motivationsstörungen, Tics, Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens
Wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise für klinische Hypnose und Hypnotherapie
Hypnotherapie ist ein Verfahren, das über differenzierte psychotherapeutische Behandlungstechniken verfügt und in verschiedenen psychologischen und neurobiologischen Bereichen theoretisch verankert ist. Die Behandlungstechniken der Hypnose eignen sich sowohl für psychische und psychosomatische als auch für somatische Störungen mit Krankheitswert.
Grawe et al (1994)¹ haben insgesamt für die Hypnose eine gute Wirksamkeit festgestellt. Dies gelte besonders für die Behandlung von Schmerzen, von psychosomatischen Störungen und Schlafstörungen. Weitere wissenschaftliche Studien belegen auch eine gute Effektivität, bei geringem Aufwand, für die Behandlung eines breiten Spektrums von Ängsten.
Bei Posttraumatischen Belastungsstörungen zeigte sich Hypnose als geeignet, um Symptome wie Dissoziation, Flashbacks, Depression, Ängste, Vermeidungsverhalten, Schmerzen, Schlafstörungen und Alpträume erfolgreich zu behandeln (Revenstorf, 2003)².
Im psychotherapeutischen Anwendungsbereich von Abhängigkeiten (Rauchen, Alkohol und Drogen) ist die Wirksamkeit von Hypnose gut belegt. Für die positive hypnotherapeutische Beeinflussung des Körperbildes bei Essstörungen liegen ebenfalls Nachweise vor. Die hilfreiche Wirkung von Hypnose als unterstützende Massnahme bei chirurgischen Eingriffen und Geburten wurde vielfach bestätigt.
Hypnotherapie kann in der Praxis erfolgreich mit anderen Verfahren kombiniert werden. In einer Metaanalyse von 18 Studien (Kirsch et al. 1995)³ zeigte sich, dass es mindestens 70 % der Patienten besser ging, wenn sie zur Verhaltenstherapie zusätzlich Hypnose erhielten. Ähnliche Effekte werden von vielen Autoren bei der Kombination mit Psychoanalyse, Gesprächstherapie und systemischer Therapie beschrieben.
Weiterführende aktuelle Informationen, Videos und Artikel, finden Sie auf folgender Website: hypnose.de